stehmann’s blog


Archive for February, 2015

“Let’s talk about sex, baby!”

Sunday, February 8th, 2015

Ein paar Gedanken aus gegebenem Anlass.

Keine Sorge, dieses Blog wird sich an dieser Stelle nicht mit der menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Fortpflanzung befassen. Ich referiere an dieser Stelle nicht über Bienchen und Blümchen; es geht um etwas viel anstößigeres, unanständigeres – Ihr müsst jetzt recht tapfer sein oder die Lektüre hier beenden – ein moralisches Skandalthema ersten Ranges – mehr Ehen scheitern hieran, als an unterschiedlichen Vorstellungen über ein erfülltes Sexualleben: Es geht um Geld!

Folgt man einem oft kurzweilig zu lesenden, recht bekanntem Blogger, so kommt der moralisch integere Entwickler Freier Software, nachdem er Körper und Geist durch die Reinigung der Straßen seiner Heimatstadt erfrischt und so für seinen Unterhalt und den Unterhalt seiner Familie gesorgt hat, abends nach Hause, um sich dort in seiner Freizeit der Implementation der Algorithmen elliptischer Kurven zu widmen. In naiver Ignoranz ist dieser Idealist von den Bedürfnissen der Praxis gänzlich unbeeindruckt und befasst sich nur mit dem, was ihm Spass macht oder als geistige Herausforderung sein Interesse weckt.

Nichts darf zwischen dem Schöpfer und seinen Werke stehen! Nicht die Sorgen um das Aus- und Fortkommen oder gar die Gier nach Reichtum. Alles hat von Alltagssorgen unbefleckt, rein zu sein, programmieren l’art pour l’art, coding as a pastime.

Nun darf auch ein Blogger, der ansonsten eigentlich unverdächtig ist, ein Romantiker zu sein, gelegentlich recht kitschige Vorstellungen dem geneigten Publikum unterbreiten. Und überschreibt nicht auch der Verfasser dieses Textes eine seine Vortragsfolien mit: “Geld spielt keine Rolle!”?

Aber:

Unser Vizepräsident, der auch über “10 Missverständnisse über Freie Software” referiert, benennt eines dieser Missverständnisse wie folgt: “Mit Freier Software kann man kein Geld verdienen.” Und er fragt hinsichtlich dieser “Missverständnisse” mit guten Gründen: “Oder sind es Lügen?”

Der hier in Rede stehende Blogger macht daraus sogar, den Mantel des Moralisten umlegend: “Mit Freier Software darf man kein Geld verdienen (selbst wenn man es kann).”

Richard Matthew Stallman, dem mit einiger Berechtigung ein gewisser ethischer Fundamentalismus nachgesagt wird, ist insoweit ganz Pragmatiker:

“Viele Leute glauben, dass es im Sinne des GNU-Projektes wäre, dass man kein Geld für den Vertrieb von Kopien von Software verlangen dürfe, oder dass man so wenig wie möglich verlangen solle – gerade genug, um die Kosten zu decken.
Tatsächlich aber ermutigen wir Leute, die Freie Software weitervertreiben, sogar, so viel Geld zu verlangen wie sie wollen bzw. können.
Freie Programme werden manchmal kostenlos weitergegeben, und manchmal für einen beachtlichen Preis vertrieben. Oftmals steht das selbe Programm auf beide Arten von unterschiedlichen Anbietern zur Verfügung. Das Programm ist frei, unabhängig vom Preis, weil Anwender Freiheiten bei seiner Verwendung haben.“

Das “Geld spielt keine Rolle!” ist somit ganz anders gemeint: Software kann auch dann als frei zu charakterisieren zu sein, wenn man mit ihr Geld verdienen will.

Es ist also demnach keineswegs unmoralisch, sondern vernünftig und dem Fortschritt Freier Software förderlich, durch die Entwicklung Freier Software nicht nur Ruhm und Anerkennung, sondern auch sein Auskommen zu suchen. Moralisch angreifbar ist es vielmehr, unter Ausnutzung seiner Glaubwürdigkeit im Gewande romantischer Vorstellungen vom Programmieren ausschließlich des intellektuellen Vergnügens wegen den FUD der Gegner Freier Software vom Hobbyprogrammierer fortzuspinnen und so zum Kronzeugen derer zu werden, die bereit sind, die Freiheit anderer ihrem eigenen Profit zu opfern.

Manche werfen dem in Rede stehenden Entwickler Freier kryptografischer Software nun auch vor, er hätte sich von einem Unternehmen mit Sitz in Raleigh, North Carolina, anstellen lassen sollen. Dies ist in der Tat an sich kein abwegiger Gedanke.

Ja, hätte er dies doch getan! So hat er uns viel genommen! Spätestens beim ersten neuen Bug in “seiner” Software hätten wir kurzweilige Verschwörungstheorien munter diskutieren können. Um dieses Vergnügen hat uns der Schuft gebracht!

Und die Moral von der Geschichte? Eine derartiger Beitrag muss doch positiv enden!

Die Moral liefere ich gerne:
Wer hier und heute um die Freiheit kämpft, darf, kann und muss nicht warten, bis gesellschaftliche Utopien – und seien sie noch so gut gemeint – erst zur allgemeinen Auffassung und dann auch realisiert werden.

FOSDEM 2015

Saturday, February 7th, 2015

Für Haecksen und Hacker endet das Jahr mit dem Congress, auf den sie sich das ganze Jahr über freuen und vorbereiten. Für die Freundinnen und Freunde, Entwickler und Entwicklerinnen Freier Software beginnt das Jahr mit einem Event in Brüssel. Das erste und europaweit größte Event in jedem Jahr ist nämlich das Free and Open Source Developers European Meeting (FOSDEM) in Brüssel. Dieses Event fand in diesem Jahr am 31.1. und 01.02. statt.

Begonnen hatte die FOSDEM für uns bereits am Donnerstagabend in der Düsseldorfer Geschäftsstelle der FSFE mit dem Auspacken, Zählen, Falten und Einpacken der T-Shirts und anderer Textilien.

Auch in diesem Jahr ging es dann zeitig bereits am Freitagmittag auf nach Brüssel, denn wir wollten den Apache-OpenOffice-Stand schon am Freitag aufbauen. Erfreulicherweise blieb der befürchtete Schneefall aus, sodass wir bei gutem Wetter reisten.

Das Rollupdisplay wurde auf der anderen Seite des Ganges gegenüber dem Stand platziert, das Material ausgeladen und die Banner angebracht. Letztere mussten wegen der untergrundschonenden Klebematerialien im Laufe des Events noch ein paar Mal neu fixiert werden.

Nach dem Aufbau ging es weiter zum Fellowshipkoordinatorentreffen der FSFE in die Wohnung des belgischen Koordinators Mauricio, wo für unser leibliches Wohl gesorgt war. Zunächst wurden die anderen Teilnehmer begrüßt. Groß war die Wiedersehensfreude. Anhand meines Spickzettels, den ich für das Fellowshiptreffen in Düsseldorf im Januar gefertigt hatte, konnte ich dann – nunmehr in Englisch – über die Aktivitäten der Düsseldorfer Fellowshipgruppe im vergangenen Jahr berichten und erfuhr, was die anderen Gruppen so gemacht hatten.

Am Samstagmorgen wurde dann der Standaufbau durch die Installation von Rechner und Bildschirm vollendet. Wir erhielten das Material, das für das Jubiläum “15 Jahre OpenOffice” angefertigt worden war.

Neben uns war wieder der Perl-Stand, der viel Publikum anzog; auf der anderen Seite dieses Mal LibreOffice. Zahlreiche Freunde aus diesem Projekt waren angereist.

Zum Standdienst waren neben mir Mechtilde und Michaela eingeteilt. Lediglich drei weitere, allerdings hochrangige Mitglieder des Projektes bildeten unser Eventteam, nämlich Andrea, der fungierende PMC-Chair, Jan, zu diesem Zeitpunkt Kandidat für die Nachfolge von Andrea, und ein weiterer Entwickler, der Mitglied des PMC ist. Ein kleines, aber feines Team. Unser Stand war auch wieder Anlaufpunkt für die Entwickler anderer Apache-Projekte, die vorbeischauten.

Die meisten Gespräche führten wir in Englisch, viele aber auch in Deutsch. Flyer waren in diesen beiden Sprachen und in Französisch vorhanden.

Den Samstagabend verbrachten wir im Kreise des Apache-OpenOffice-Projektes; Mechtilde fand einen Parkplatz in einer Parallelstraße des Boulevard Anspach, der Anspachlaan, direkt an der Börse, deren Vorplatz als Treffpunkt ausgemacht war. Da das urige, kleine Fish-and-Chips-Restaurant, wo wir aßen, großen Zulauf hatte, gingen wir anschließend für einen “Absacker” in einen irischen Pub, den wir schon von unseren bisherigen FOSDEM-Besuchen kannten. Wegen der notwendigen Rückfahrt ins Hotel mussten sich Mechtilde und ich leider des Genusses der dort ausgeschenkten, hervorragenden Biere enthalten.

Die FOSDEM ist wohl auch das größte Fellowshiptreffen, sodass vor dem FSFE-Stand meist reger Betrieb herrschte. Die Arbeit hinter dem FSFE-Stand lief dieses Jahr wieder “wie am Schnürchen”. Es hat sich ein bewährtes Team herausgebildet, das “Hand in Hand” arbeitet. Insbesondere die neuen Rucksäcke mit dem Motiv der Kampagne “There is NO CLOUD, …” fanden reißenden Absatz.

Routiniert verlief wieder der Abbau der Stände am Sonntagabend. Noch unter dem Eindruck der zahlreichen Gespräche, die wir mit dem interessierten Publikum, aber auch mit Freunden aus anderen Projekten geführt hatten, traten wir dann die Heimreise an. Wieder hatten wir ein gutes Reisewetter.

Fellowshiptreffen am 28.01.2015

Saturday, February 7th, 2015

Im Januar ist traditionell das Rückblicks- und Planungstreffen. So auch in diesem Jahr.

Leider waren insgesamt nur acht Teilnehmer gekommen, darunter auch zwei Referenten für die Treffen im Februar und März. Ob die Aufforderung “Alle sind auch eingeladen, zu bedenken, ob sie, beispielsweise durch eine Vortrag, etwas zur Gestaltung unserer Aktivitäten im Jahre 2015 beitragen können.” die anderen Aktivisten abgeschreckt hatte? Immerhin fehlten einige entschuldigt. Aus dem rechtsrheinischen Süden von Köln war ein regelmäßiger Teilnehmer des Bonner Fellowshiptreffens gekommen, der sich auch bei uns wohl recht wohl fühlt.

Keineswegs nur ihm zuliebe konnte der Chronist in seinem Rückblick auf das vergangene Jahr feststellen, dass im Jahre 2014 der “rheinische Referentenaustausch” zwischen der Bonner und der Düsseldorfer Fellowshipgruppe in Gang gekommen ist. Dieser wird, da ist sich der Chronist ziemlich gewiss, auch in diesem Jahre fortgesetzt werden.

Der offizielle Teil des Treffens begann mit der “obligaten” Vorstellungsrunde.

“Dortmund braucht Freie Software” propagiert Do-FOSS, eine Initiative für den Einsatz Freier Software bei der Stadt Dortmund. Till hat uns diese Initiative kurz vorgestellt, um uns einen Vorgeschmack auf unser Treffen im Februar zu geben, bei welchem Mitglieder dieser Initiative uns diesselbe und deren Aktivitäten nahebringen werden. Bei dieser Gelegenheit wird man sicherlich auch überlegen, was man eventuell gemeinsam unternehmen kann.

Wer Do-FOSS und ihr Anliegen bereits vorher unterstützen will, hat dazu am Nachmittage des 19.02.2015 ab 14:00 Uhr Gelegenheit. Dann sollen nämlich vor dem Rathaus von Dortmund anlässlich der ersten Ratssitzung in diesem Jahr, die um 15:00 Uhr beginnt, Flyer verteilt werden. Helfer sind willkommen!

Harald stellte das Thema für das Fellowshiptreffen im März vor. Er beschäftigt sich mit Freien Geoinformationssystemen und Offenen Geodaten. Hierüber wird er dann im März referieren.

Beim Rückblick auf das vergangene Jahr konnten zahlreiche Aktivitäten, an denen Düsseldorfer Fellows beteiligt waren, memoriert werden. Einzelheiten können diesem Blog entnommen werden.

Auch im Jahre 2015 fährt wieder unser Bus zu den Chemnitzer Linux-Tagen am 21. und 22.03.2015. Aufgrund der bisherigen Anmeldungen konnte bereits eine erste Senkung des Reisepreises vorgenommen werden. Birgit konnte diese bereits beim Treffen in Aussicht stellen; ihre Erwartung hat sich also betätigt. Es kann festgestellt werden, dass sich dieser Bus etabliert hat.

Jeder sollte einmal in Chemnitz zu den Linux-Tagen gewesen sein und der beste Weg dorthin ist der Freedom-Tours-Bus, der auch dieses Jahr wieder mit der freundlichen Empfehlung der Düsseldorfer Fellowship-Gruppe der FSFE auf die Reise geht.

Gewünscht wurden von den Teilnehmern des Treffens mehr technische Themen. Auch wenn wir im Februar eher mit einem politischen Thema starten, werden sich die Koordinatoren bemühen, diesem Wunsche Rechnung zu tragen.

Nach dem außerordentliches Fellowshiptreffen am 12.10.2014 waren sich die meisten ortansässigen Teilnehmer einig, dass eine solche sonntagvormittägliche Veranstaltung mit Familien kein einmaliges Ereignis bleiben darf. Leider musste das “Schwesterherz” schließen. Es soll daher geprüft werden, ob ein solches Treffen in den Räumen des c3s im Gerresheimer Bahnhof stattfinden kann. Dort werden wir auch im April 2015 unser ordentliches Fellowshiptreffen abhalten.

Am 14.02.2015 feiern wir den “I love Free Software Day 2015″. Eine gute Gelegenheit, einmal unsere Liebe zu Freier Software zu zeigen und eine Entwicklerin oder einen Entwickler zu umarmen (Bitte vorher um Erlaubnis fragen!).

Nächstes Treffen:

Das nächste reguläre Fellowshiptreffen in Düsseldorf findet am 25.02.2015 ab 19:30 Uhr im Chaosdorf, Hüttenstr. 25, 40215 Düsseldorf, statt. Um 20:00 Uhr beginnen wir mit dem „offiziellen“ Teil. Wer später kommt, verpasst also was.

Thema ist, wie bereits erwähnt, die Initiative Do-FOSS.

Der offizielle Teil wird um 23:00 Uhr enden.

Gäste sind bei diesem Treffen wie immer herzlich willkommen.