FSFE supporters Vienna
Reports from the FSFE supporters group in Vienna
Einfach geschlechtsneutral
Seit vielen Jahren bekümmern mich die höchst sperrigen Lösungen
für eine geschlechtsneutrale Ausdrucksweise. Ganz egal ob es um Binnen-I, Unterstrich, Alternierende Geschlechtszuordnungen oder gar um die permanente Erwähnung beider Geschlechter geht: Nichts davon ist knapp oder einfach. Die meisten Ansätze lösen noch dazu nicht das selbe Problem beim Sprechen. Nur bei einem Geschlecht zu bleiben und dabei irgendwo zu erklären, dass damit trotzdem alle gemeint sind, ist aus meiner Sicht ebenfalls keine zufreidenstellende Lösung. (Wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und so tun, als hätten wir nie vom Baum der Erkenntnis genascht und würden das Problem gar nicht erst erkannt haben.)
Leider ist die deutsche Sprache mit völlig unnötigen Geschlechtszuordnungen geradezu gespickt.
Ich sehne mich nach einer wirklich geschlechtsneutralen Ausdrucksweise, die unsere Kommunikation nicht sperriger, sondern sogar einfacher macht.
Im Nachsinnen darüber bin ich ganz zwangsläufig auf die sächliche Form als neutrale Version gestoßen. Wenn wir statt neuen aufwändigen Konstrukten einfach für alle bisher unnötig geschlechtsspezifischen Formen ein simples Neutrum einsetzen, dann müssen wir weder die Grammatik ändern, noch zahlreiche neue Worte erfinden. Wir können dann einfach sächliche Artikel nutzen und sehr einfach wie bisher weiter machen:
Wo wir uns bisher auf Nutzer und Nutzerinnen bezogen oder einen einzelnen Nutzer bzw. eine einzelne Nutzerin ansprachen, könnten wir auch einfach von den Nutzis bzw. dem Nutzi sprechen.
Freilich klingt ein i
als Endung statt er
oder erin
vorerst ungewohnt, aber diese Form ist extrem leicht zu bilden und eindeutig weder männlich, noch weiblich. Auch die Mehrzahl mit einem angehängtem s
ist völlig regelmäßig und unkompliziert zu bilden. Da dabei ganz gewöhnlich die sächlichen Artikel verwendet werden können, brauchen wir für eine großflächige Anwendung der neuen geschlechtsneutralen Ausdrucksweise tatsächlich nicht mehr als für alle geschechtsspezifischen Begriffe ein sehr einfach gebildetes Neutrum zu verwenden. (Natürlich können manche neutrale Formen schwerer als andere gebildet werden, aber es sollte absolut kein Problem sein, hier eine allgemeine Empfehlung zu definieren.)
Beispiele:
neutrum (Mehrzahl) | männlich (Mehrzahl) | weiblich (Mehrzahl) |
---|---|---|
das Richti (die Richtis) | der Richter (die Richter) | die Richterin (die Richterinnen) |
das Baui (die Bauis) | der Bauer (die Bauern) | die Bäurin (die Bäuerinnen) |
das Arzti (die Arztis) | der Arzt (die Ärzte) | die Ärztin (die Ärztinnen) |
das Heiligi (die Heiligis) | der Heilige (die Heiligen) | die Heilige (die Heiligen) |
das Chefi (die Chefis) | der Chef (die Chefs) | die Chefin (die Chefinnen) |
Ich kann nicht erwarten einen neuen Standard zu definieren, aber ich werde diese Formulierung testweise einsetzen und in der Praxis prüfen auf welche Schwierigkeiten ich damit stoße.