Anschlussfrage: Warum sind nachhaltige Geräte zudem noch technisch rückständig?

Nachhaltige digitale Geräte werden leider nicht von großen, finanzstarken Herstellern entwickelt, weil das ihrem Geschäftsmodell, möglichst viele Geräte in möglichst kurzer Zeit zu verkaufen, widerspricht. Die Arbeit bleibt also bei Entwicklern mit oftmals sehr beschränkten Ressourcen, die sich auch nicht die technisch fortgeschrittensten Schaltkreise und Baugruppen leisten können.

So entstehen nur im Ausnahmefall Geräte, die technisch auf der Höhe der Zeit sind.

Wenn diese Geräte als nachhaltige Geräte ausgelegt sind, sollen sie möglichst lange genutzt werden. Damit das möglich ist, müssen diese Geräte leicht zu reparieren sein, möglichst vom Nutzer. Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist zu sichern. Auch das ist für die großen Hersteller nicht attraktiv.

Möglichst lange Nutzung bedeutet aber (fast) unvermeidlich, dass die Geräte technisch immer mehr veralten. Dem kann dadurch begenet werden, dass die Software ständig weiter entwickelt wird und auf diese Weise die Funktionalität der Geräte verbessert und erweitert wird. Das ist selbstverständlich nur möglich, wenn Freie Software eingesetzt wird.
Dem kann aber auch dadurch begenet werden, dass die Geräte aufgerüstet werden können: schnellere, größere Speicher, leistungsfähigere Prozessoren, höher auflösendere Grafik, all das sollte möglch sein. So wird immer nur ein Baustein im Gerät ersetzt, der Rest kann weiter genutzt werden. Im Idealfall können die ausgetauschten Teile als Ersatzteil verwenden werden, wenn sie noch funktionsfähig sind.

Wie bei der Attraktivität der nachhaltigen Geräte stellt sich die Frage, ist für mich Nachhaltigkeit ein Wert für den ich bereit bin, Einschränkungen, hier technische, in Kauf zu nehmen; oder ist mir eine schnelle Grafik wichtiger als Nachhaltigkeit.

Ein gutes Beispiel für das Gesagte, ist das von mir schon mehrfach erwähnte EOMA68 Projekt. Der Entwickler auf der Grundlage einer überzeugenden Konzeption in jahrelanger Einzelarbeit das Gerät so weit entwickelt, dass nun die Finanzierung versucht werden kann. Hier besteht nach meiner Auffassung endlich die Möglichkeit, ein Gerät zu erhalten, das nachhaltig und bei Hard-und Software so frei wie gegenwärtig möglich ist. Dem Entwickler ist es übrigens gerade erst gelungen, als weiteres GNU/Linux Fedora 24 zu installieren.

Ich hatte bisher den Eindruck, dass Freie Hardware von der Freien-Software-Gemeinschaft dringend gewünscht wird. Wenn ich da richtig liege, sollte die FSFE (und die FSF) das Projekt unterstützen.

Warum sind nachhaltige Geräte immer so wenig attraktiv?

Neulich hatte ich Gelegenheit, mein LG-D855 mit einem Fairphone II zu vergleichen. Der Vergleich fiel deutlich zugunsten meines LG aus. Das Fairphone II ist klobiger, größer, insgesamt äußerlich deutlich weniger attraktiv. Muss das so sein? Ja, es muss so sein!

Das Interesse des Herstellers LG und der anderen großen Hersteller ist, möglichst schnell möglichst viel Geräte zu verkaufen und möglichst hohen Gewinn zu machen. Nach dem Kauf sollen die Geräte möglichst schnell durch neue ersetzt werden. Daran hat nicht nur LG Interesse. Schon die Hersteller der digitalen Schaltkreise fördern das. Die Investitionen, die aufgewendet werden müssen, um die nächst größere Packungsdichte der Schaltkreise zu erreichen, sind so hoch, dass sie sich nur rechnen, wenn eine noch größere Anzahl von Schaltkreisen verkauft wird. (Deshalb wird auch das IoT so gehyped.)

Die Geräte werden deshalb so gestaltet, dass sie äußerlich möglichst attraktiv erscheinen. Ohne Rücksicht auf Verluste! Da sie möglichst schnell ersetzt werden sollen, wird keine Gedanke auf Aspekte der Nachhaltigkeit verschwendet: Reparierbarkeit, Aufrüstbarkeit, Recycling, …, das macht die Geräte doch nur unnötig teuer (man streicht lieber die Differenz als Gewinn ein). Zudem werden Moden erzeugt, wobei insbesonders der Hersteller der Geräte für die iSheep Vorreiter ist.

Das Alles geht natürlich bei nachhaltigen Geräten nicht. Die Hersteller dieser Geräte stehen vor der äußerst schweren Aufgabe, Nachhaltigkeit als attraktives äußeres Merkmal an die Oberfläche des Gerätes zu holen. Ich kenne kein Gerät, bei dem das schon gelungen ist. Der Designer müsste auch genial sein. Zudem dürfen die Geräte nur so attraktiv sein, dass sie zum Erstkauf anregen. Die nachfolgende Geräte-Generation darf nicht so attraktiv sein, dass das alte Gerät entsorgt wird, bevor es wirklich verschlissen ist. Eine kaum lösbare Aufgabe. So werden es also weiterhin rationale Gründe sein müssen, die zum Kauf nachhaltiger Geräte führen. Da ist der Markt natürlich recht klein (aber wohl wachsend). Ändern wird sich das erst, wenn die Stellung der großen Hersteller durch nachhaltige Geräte zu wackeln beginnen sollte.

In einem Bereich kann man aber etwas Hoffnung haben. Da Software mit im Vergleich zur Hardware mit drastisch weniger Ressourcen entwickelt werden kann, scheint es möglich, daß nachhaltige Geräte in diesem Bereich einen Vorsprung erreichen. Verwendet der Hersteller Freie Software und gelingt es ihm eine engagierte Entwickler-Gemeinschaft aufzubauen, können wenigstens Sicherheitsupdates über einen wesentlich längeren Zeitraum angeboten werden, als bei den großen Herstellern (bei meinem LG bekomme ich schon lange keine Updates mehr). Es scheint aber auch möglich, dass die Software mit der Zeit leistungsfähiger und attraktiver als die der Ressourcenvernichter wird.

Und was wird nun mein nächstes Smartphone? Ein Fairphone II.

Veranstaltung “Linux im Alltag” im Rahmen des Linux-Presentation-Day am 30.4.2016 in Mülheim an der Ruhr

Veranstaltung “Linux im Alltag” im Rahmen des Linux-Presentation-Day am 30.4.2016 in der Volkshochschule in Mülheim an der Ruhr

Auch diese Aktion – wir haben sie “Linux im Alltag” genannt, da manche Besucherinnen und Besucher des Englischen nicht mächtig sind, war wieder recht gut besucht. Mit 32 Besuchern wohl weniger als in 2015, die Gespräche waren jedoch ähnlich interessant.

Fünf der Besucher werden beim nächsten Repair Café sein, um ihren Laptop auf Linux umarbeiten zu lassen.

Der Eingangsvortrag zu Ökobilanz von Rechnern und zur Klärung der Frage, was denn Freie Software sei und wie sich Betriebssystem zu Anwendungen verhält, legte eine gute Basis für weitere Gespräche.

Die Demonstration einer Installation weckte bei mehreren den Wunsch, in Zukunft mit Linux zu arbeiten.

Ein Fragebogen (natürlich ohne Erhebung der persönlichen Daten) bot die Möglichkeit, einiges zu erfahren. Die Auswertung findet sich hinter diesem Link: Evaluation: http://netzwerk-bildung.net/kurse-termine/EvaLiA-ergebnis.pdf

Projekt “nachhaltige Nutzung auch älterer Laptops mit Linux und Freier Software” erhält den RWE-Nachhaltigkeitspreis

Am 4.5.2016 ist dem Projekt “nachhaltige Nutzung auch älterer Laptops mit Linux und Freier Software” in Mülheim an der Ruhr der RWE-Nachhaltigkeitspreis zugesprochen worden.

In dem Projekt, das ganz wesentlich unserem Fellow Wolf-Dieter Zimmermann zu verdanken ist, werden Rechner von einem Datenstaubsauger” befreit, danach werden die Leute mit Informationen dabei unterstützt (im Repair Café, im Styrumer Treff und bei Linuxumrüstungen), wie sie ihren Rechner ein kleines bisschen sicherer und vor allem mit hervorragender Freier Software betreiben können.

Es ist zu hoffen, daß sich noch bei manchen die Einsicht durchsetzt, dass wir von Ressourcen zehren, die wir von den nächsten Generationen nehmen.

Weitere Informationen gibt es auf

netzwerk-bildung

Neues GNU/Linux-Unterstüzungsangebot in Mülheim an der Ruhr Styrum

Vom kommenden Samstag an wird es ein neues Unterstützungsangebot für Leute, die auf ein Freies Betriebssystem umsteigen wollen oder dabei Unterstützung bei der Einarbeitung oder der Lösung von Problemen haben wollen, geben. Das Angebot erfogt an jedem vierten Samstag im Monat in der Katholischen Arbeiter Bildung (KAB) im “Styrumer Treff” (Rosenkamp 3 in Styrum) von 10.00 bis 12.30 Uhr.

GNU/Linux Unterstützung in Mülheim an der Ruhr

Am gestrigen Samstag, dem 09. April 2016, fand im Medienhaus wieder das Repair-Cafe in Mülheim an der Ruhr statt, in dem auch Unterstützung bei der Installation und Nutzung von GNU/Linux angeboten wird. Im Vorfeld war es aufbauend auf guten Kontakten gelungen, einen Hinweis in der örtliche Pressen zu platzieren, in dem auch schon auf den kommenden Linux-Presentation-Day hingewiesen wird, der hier unter der Überschrift “Linux im Alltag” angeboten wird.
Im Ergebnis waren so viele Interessenten da, daß wir sie mit vier Leuten nicht alle zeitnah unterstützen konnten. Die Zahl der in den letzten 1,5 Jahren von Windows befreiten Rechner bewegt sich so langsam auf die Einhundert zu. Das Interesse für GNU/Linux ist also durchaus vorhanden. Um es zu bedienen, sind allerdings ein geeignetes Konzept (LInux im Alltag) und längere Vorarbeit nötig.

Freie Software muss Privatheit unterstützen!

In seinem Blog hat Sebastian Kügler, ein wichtiger KDE-Hacker, ein sehr lesenswertes Interview gegeben, das sich hier findet:

http://vizzzion.org/blog/2016/01/is-privacy-free-softwares-next-milestone/

Zwei Punkte sind für mich heraus zu heben:

When I started using computers, Free software was sub-par to proprietary solutions, that is largely not the case anymore. In many cases, Free software surpasses what proprietary alternatives offer. In a lot of areas, Free software has come to dominate the market.
This is not surprising, given the economic model behind Free software. In the long run, building on the shoulder of giants, sharing the work across more stakeholders, open code and processes are more economical, scale better and tend to be more sustainable.

Das ist auch meine Überzeugung: Freie Software kann die bessere Software werden, weil kein kommerzielles Interesse die Fortentwicklung stört. Auf die Ergebnisse anderer aufbauen und die erreichten Ergebnisse ungehindert teilen, ist der Weg dahin.

Is it not our responsibility as Free software community (or even just as citizens) to provide the tools that maximize privacy for the users? If the answer is yes, then I suppose the measurement for success is how much can we make possible while maximizing privacy? How attractive can we make the tools in terms of functionality, effectiveness and availability?

A happy user is one who finds that a useful and fun-to-use tool also protects him from threats that he often may not fully appreciate until it’s too late.

Die Antwort ist ja. Wenn das gelingt, wird man politisch denkende Menschen vom Wert Freier Software noch besser überzeugen können.

Die Freie Software Gemeinschaft muß einladender werden!

John Sullivan, seit 2011 Executive Director der FSF,  hat dem Linux Magazine ein Interview zur Zukunft Freier Software gegeben. Zwei Punkte erscheinen mir besonders wichtig:

We need to do a better job making the free software movement a place that is welcoming to people from all backgrounds and all interests, and we need to do better at providing opportunities for people with skills other than programming to both contribute lead.

Ich habe den Eindruck, daß dies auch eine Aufgabe für die FSFE ist. Auch wir müssen eine “Willkommenskultur” (ich verwende mal den mißbrauchten Begriff) für Leute schaffen, die keine Techniker sind. Das beginnt schon bei der Sprache: Möglichst kein Technik-Sprech oder Denglisch. Wir sollten auch darüber nachdenken, wann es sinnvoll ist, die Landessprache und wann Englisch zu verwenden. Muß es wirklich auch im Deutsch sprachigen Raum “Linux-Presentation-Day” heißen? Warum nicht “Linux-Präsentations-Tag” oder noch besser “Linux im Alltag”?

On our campaigns and communication team, the recent hires have been from the labor movement, the environmental movement, arts + theater, community radio, and media reform. They were all familiar with free software but came to us from careers at nonprofits in those other areas.

Das finde ich sehr ermutigend. Ich vermute (und hoffe), daß der Gedanke Freier Software in den Bereichen leichter Fuß fassen kann, wo er in Übereinstimmung mit den Werten und Zielen von Organisationen steht. Die Deutsche Bank werden wir z.B. nicht so schnell vom Wert Freier Software und der damit verbundenen Selbstbestimmung überzeugen können.

Das Interview enthält noch weitere interssante Aussagen. Aber lest selbst. Es lohnt sich.

Digitaltechnik, die Seuche des 21. Jahrhunderts?

Es ist wie eine neue Seuche: Ca. 1,5 Milliarden Smartphones wurden 2015 verkauft!  Ihre Herstellung verbraucht eine Unmenge von Ressourcen, die zu einem nicht unwesentlichen Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen werden. Die Bedingungen bei der Fertigung sind unwesentlich besser. Eigentlich sollte daraus folgen, daß die digitalen Geräte möglichst lang genutzt werden. Bei Smartphones und Tablets ist aber das Gegenteil der Fall. Sie sind so konstruiert, daß eine Reparatur nicht oder nur sehr schwer möglich ist, was auch Verschleißteile wie Akku oder das Glas des Bildschirms betrifft . Die Verträge der Telefonanbieter fördern das: Im Extrem kann man jedes Jahr ein neues Smartphone haben. Da diese Geräte auch Moden unterliegen, wird der schnelle Austausch, in der Regel alle zwei Jahre, sehr breit genutzt. Die fachgerechte Entsorgung oder eine Wiederverwendung der Geräte oder der Rohstoffe finden in der Regel nicht statt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie der Schaden für die Umwelt, der durch diese Geräte angerichtet wird, noch vergrößert werden kann.

Auch der bejammernswerte Zustand der Software verhindert keine Infektion.. Sind die Geräte wenige Jahre alt, erhält man keine Updates des Betriebssystems mehr, Sicherheitslücken bleiben offen. Nur durch neue Hardware sind die Sicherheitslücken eine zeitlang zu stopfen. Der normale Nutzer hat sich damit abzufinden, denn das, was bei Desktop-PCs oder Laptops selbstverständlich ist, daß man verschiedene Betriebssysteme installieren kann, ist schlicht nicht vorgesehen und  wird aktiv behindert. Die Entmündigung der Nutzer geht aber noch weiter. Insbesondere Smartphones sind so konstruiert, daß sie den Nutzer in umfassender Weise ausspionieren. Vergleichsweise harmlos sind dabei noch das Abgreifen der Standort-Daten durch die Telefonanbieter oder durch Anwendungen (Apps). Daß Google darüber hinaus umfassend alle Daten abgreift, an die es heran kommt, ist auch bekannt. Weniger im Blick ist aber, daß Kamera und Mikrophon der Geräte verdeckt eingeschaltet werden können; selbst die Geräte selbst können verdeckt eingeschaltet werden. Will man wirklich sicher sein, daß man nicht ausgeforscht wird, wie das z.B. bei Edward Snowden sein mußte, hilft nur Ausschalten des Gerätes, Entfernen der Batterie, Wegsperren des Gerätes in eine elektromagnetisch sichere Umgebung, Verwendung einer Einmal-Sim-Karte und Krytographie.

Die Selbstbestimmung der Nutzer wird aber noch weiter eingeschränkt, im Vergleich zum bisher Geschriebenen aber eher harmlos. Die Geräte sind fast ausschließlich mit vorinstallierter Software zu haben, von der ein Teil nicht entfernt werden kann. Bei Android-Geräten sind das in der Regel die Google-Dienste, die so ein Einfallstor für die Datensammler bieten. Will der Nutzer seine Software ergänzen, ist er in der Regel auf ein Nutzer-Konto bei Google oder Apple angewiesen. Nutzt er ein Gerät von Apple, ist der Nutzer auf Gedeih und Verderb der Zensur von Apple ausgliefert. Apple entscheidet, welche Software oder Medien überhaupt zugänglich sind. Ein besonders makaberes Beispiele ist, daß Apple z.B. die Reparatur-Anleitungen von ifixit aus seinem App-Store entfernt hat.. Daß es daran liegen könnte, daß iPhone und iTab dort immer verheerende Bewertungen in Bezug auf die Reparierbarkeit bekommen haben, ist natürlich Verschwörungstheorie.

Will der Nutzer nun Software nachinstallieren, muß er genau darauf achten, welche Rechte die App sich einräumen lassen will. Da ist dann schon mal die Taschenlampen-App, die Zugriff auf die Kontakte, Mikrofon, Kamera, GPS-Signal, … haben will. Zudem sollte er prüfen, unter welcher Lizenz die Software steht, und welche Rechte sich der Software-Anbieter sich für u.U. mit der App erzeugte Inhalte einräumen läßt. Es ist durchaus nicht die Ausnahme, daß der Anbieter sich umfassende Nutzungs- und Verwertungsrechte einräumen läßt. Ist die Software keine Freie Software, ist der Nutzer darauf angewiesen, daß die Entwickler-Firma die Software weiter pflegt und vor Allem Sicherheitslücken schließt. Speichert der Nutzer Daten auf den Servern dieser Firma, kann es sein, daß die Daten von einem Tag auf den anderen nicht mehr zugänglich sind; allerdings sind sie vorher in der Regel umfassend ausgeforscht worden.

Trotz allem gieren die Menschen nach dieser Infektion.

Aber es soll noch schlimmer kommen: Alles wird smart. 2020 soll smarte Technik schon in 50 Milliarden, 2030 in 100 Milliarden Geräten sein  (Quelle: sehr lesenswerter Artikel von Rainer Fischbach: Viel zu smart ). Damit potenzieren sich die Umweltschäden. Da diese Geräte umfassend Daten aus dem Leben der Nutzer erfassen, erwächst da eine Technik zur umfassenden Überwachung der Nutzer, die die schon vorhandene Überwachung durch Smartphones weit in den Schatten stellt. Ergänzt wird das Ganze durch neu entstehende Steuerungs- und Betrugsmöglichkeiten. Mal eben aus der Ferne die Kühltruhe ausschalten, den Verbrauch von Geräten verfälschen oder, wie bei VW, den Schadstoffausstoß manipulieren. Daß das Ganze unter Sicherheitsaspekten eine Katastrophe zu werden verspricht, paßt dazu.

Dennoch gieren die Menschen auch nach dieser Infektion.

 

Was tun? Man sollte möglichst wenig dieser Technik nutzen. Und das, was man nutzt, möglichst lang. Man muß darauf bestehen, daß die verwendete Software Freie Software ist. Nur so lassen sich das Sicherheits- und das Überwachungsdesaster eingrenzen. Notwendig dazu ist aber auch Freie Hardware, die fair und nachhaltig produziert wird. Glücklicherweise gibt es da die ersten schwachen Silberstreifen am Horizont. Wer ein Vertreter Freier Software ist, sollte sich energisch (und finanziell) auch für Freie Hardware einsetzen.

Linux Presentation Day – Zum Artikel in der linuxuser 01.2016

Der Linux Presentation Day (LPD) ist gedacht als Veranstaltung, mit der Linux Leuten bekannt gemacht werden soll, die damit bisher noch nichts zu tun hatten. Der LPD November 2015 liegt kurz zurück. Es lohnt sich also zu schauen, was man daraus lernen kann. Das Editrorial der linuxuser 01.2016 ist dazu nur bedingt geeignet.

Am LPD 2015 wurden ca. 80 Veranstaltungen mit in der Summe ca. 1500 Besuchern durchgeführt, im Schnitt also knapp 20. Zur Veanstaltung in Mülheim an der Ruhr, deren Hauptorganisator Wolf-Dieter Zimmermann war, kamen aber ca. 90 Personen, von denen 10 in weiteren Terminen ihren Rechner auf Linux umgestellt haben.

In der linuxuser wird der Eindruck erzeugt, dieser Erfolg sei wesentlich darauf zurück zu führen, dass es Wolf-Dieter gelungen ist, einen Artikel im Vorfeld in der Lokalpresse zu platzieren. Das ist aber nur einer der Gründe, vielleicht noch nicht einmal der wichtigste. Aus meiner Sicht als Mitorganisator gibt es weitere wesentliche Gründe. Wolf-Dieter Zimmermann ist in Mülheim an der Ruhr sehr gut vernetzt, u.A. in der Generationen-Arbeit und mit der evangelischen Kirche. Er hat Kontakte zur Volkshochschule und zum Medienkompetenzzentrum Mülheim an der Ruhr. Es ist ihm gelungen, beide als Mitveranstalter zu gewinnen. Im Medienkompetenzzentrum konnten wir im Vorfeld 15 Laptops für den LPD auf Linux umstellen, die nun mit Linux für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern und Lehrern bereit stehen.

Volkshochschule und Medienkompetenzzentrum beteiligten sich an der Werbung, ergänzend informierte Wolf-Dieter über seinen E-Mail Verteiler ca. 200 Personen, die überwiegend bisher mit Linux noch keinen Kontakt hatten.

Ich sehe aber auch wichtige inhaltliche Gründe für den Erfolg. Der LPD in Mülheim wurde unter die Überschrift “Linux im Alltag” gestellt und konsequent darauf ausgerichtet. Es wurde eine Reihe von Materialien erarbeitet, die auf Linux-Anfänger ausgerichtet sind, dabei wurde konsequent auf Denglisch verzichtet. Es scheint mir bei vielen Anhängern Freier Software nicht klar zu sein, wie wichtig es ist, in einer Sprache zu Reden und zu Schreiben, die keine unnötigen Hürden für Linux-Anfänger aufbaut. Die Informations- und Werbematerialien  der FSFE sollten dringend darauf überprüft werden. Die erste sprachliche Hürde beim Linux Presentation Day ist übrigens schon die Englische Bezeichnung.

Am Tag selbst waren ca. 15 Laptops vorhanden, auf denen auf der Basis von Xubuntu Software für Alltagsaufgaben erprobt werden konnte. Xubuntu wurde ausgewählt, weil es  besonders einfach zu installieren ist, die einheitliche Ausstattung ist für die Vermittlung bei einer derartigen Veranstaltung sehr wichtig. Dazu waren entsprechendes Informationsmaterial und auch Materialien der FSFE ausgelegt. Das Medienkompetenzzentrum hatte einen Büchertisch organisiert.

Was also daraus lernen? Es sollte eigentlich überall möglich sein, das Konzept strikt auf Linux-Anfänger und -Neulinge auszurichten. Die können z.B. kaum etwas mit der Tatsache anfangen, daß es eine Fülle von Distributionen gibt, das verunsichert die Leute eher.

Schwieriger ist der zweite Aspekt. Vernetzung kann man nicht kurzfristig aufbauen. Wo sie schon vorhanden ist, sollte sie natürlich intensiv genutzt werden. Es sollte aber möglich sein, im Laufe der Zeit Kontakte zu den Volkshochschulen, den Medienkompetenzzentren, wie immer die in der jeweiligen Kommune heißen mögen, und ähnlichen Einrichtungen auf zu bauen. Die haben dann auch oftmals Kontakte zur Lokalpresse, die man für die Information nutzen kann.