Verborgenes

Mir ist vor einigen Tagen etwas aufgegangen, und weil ich es noch nicht vergessen habe, schreibe ich es hier auf. Vielleicht findet es jemand nützlich.

Wir Menschen erfahren alle möglichen Impulse und Beweggründe. Einige davon gefallen uns, andere weniger. Die Schönen, Guten tragen wir offen zur Schau, diejenigen, die uns weniger gefallen verbergen wir. Unsere Handlungen und Reaktionen spiegeln sie aber alle wieder, sie geben den Umrissen unserer Handlungen und Reaktionen ihre Form und ihren Inhalt.

Betrachte ich mich und meine Mitmenschen, fallen mir inzwischen die charakteristischen Löcher stärker auf als früher: das Poker-Face oder anderweitig beherrschte Minenspiel, das ungesagte Wort, von einem Scherz übertüncht, die künstliche Geschäftigkeit, die einstudierte Körpersprache, alles, was sagt: “Bitte weitergehen, hier ist nichts zu sehen.”

Das ist nun nichts Neues. Es ist mir bloss viel offensichtlicher geworden in letzter Zeit. Niemand ist vollkommen, immer ist da Graffiti unter der Tünche.

Das soll auch kein Aufruf zu mehr Offenheit oder Echtheit sein – das wäre bloss eine weitere Schicht Tünche, nicht wahr?

Es handelt sich um etwas, das ich früher als selbstredend angesehen habe, und das mir neuerdings viel eindringlicher erscheint. Weiss auch nicht, eine merkwürdige Art von Mitgefühl.