Industrie 4.0 – Schöne neue Welt oder Ressourcenfluch 4.0

Industrie 4.0 ist in letzter Zeit zu einem der Hype-Themen geworden, riesige Erwartungen werden daran genknüpft. Da Software eine der Grundlagen für die Industrie 4.0 ist, geht sie meiner Meinung nach auch die FSFE an, die prüfen sollte, wo sie tätig werden kann oder muß. Die mit der Industrie 4.0 verbundenen Sicherheitsrisiken, verschärft durch die Tatsache, daß der Quelltext der verwendeten Software überwiegend geheim ist, sollte schon Anlaß genug sein.

Auf einen für mich wesentlichen Aspekt bin ich aufmerksam geworden durch die Broschüre Ressourcenfluch 4.0
Die sozialen und ökologischen Auswirkungen von Industrie 4.0 auf den Rohstoffsektor

Die Industrie 4.0 wird nicht wie teilweise behauptet Ressourcenprobleme lösen sondern verschärfen. Dies gilt insbesonders für die Menschen, die in den Fördergebieten leben. Einige Zitate aus der Broschüre:

Die rohstoffpolitischen Forderungen der Industrie, die weiterhin einseitig die Versorgungssicherheit in den Fokus tellen, werden die globalen Herausforderungen des Rohstoffabbaus nicht lösen. Genau im Gegenteil, Industrie 4.0 scheint die schon jetzt mit dem Rohstoffabbau einhergehenden Herausforderungen an vielen Stellen massiv zu verschärfen.

Es ist eben nicht so, wie das BMWi frohlockt, dass die „deutsche Wirtschaft nachhaltiger [wird], da Industrie 4.0] erheblich zu Ressourcenschonung und Energieeffizienz beiträgt“ (BMWi 2015). Im Gegenteil: Die große Gefahr besteht, dass ein Pfad eingeschlagen wird, der nicht-nachhaltig, ressourcenintensiv und am Ende nur ein Irrweg ist, an dessen Wegesrand regelmäßig Menschen­rechtsverletzungen und ökologische Katastrophen zu finden sind. Ein Ressourcenfluch 4.0 bahnt sich für viele Gemeinschaften an, die noch heute auf den Rohstofflagerstätten leben, dort Landwirtschaft betreiben oder das knapper werdende Gut Wasser nutzen.

Zeitgleich steigt durch die Produktion von Sensoren, Displays, Mikrochips und anderen Empfangs- und Sendegeräten die Gefahr, dass metallische Rohstoffe „verbraucht“ werden, indem sie in Produkten nicht kenntlich gemacht und somit nicht zurückgewonnen werden.

Viele deutsche Unternehmen waschen ihre Hände in Unschuld, obwohl sie über die Lieferkette und als Nutznießer der Rohstoffe in Menschenrechtsverletzungen direkt oder indirekt involviert sind. Daher braucht es dringend ein verpflichtendes Gesetz zu gebührender menschenrechtlicher Sorgfalt im globalen Geschäftsverkehr.
Unternehmen müssen verpflichtet werden, die Auswirkungen ihrer Aktivitäten und Geschäftsbeziehungen auf Menschenrechte und Umwelt entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu untersuchen und negativen Auswirkungen entgegenzuwirken.