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Was ist das Problem mit Twitter? (Schon wieder)

Fortsetzung zu “Was ist das Problem mit Twitter?

Damals, als du dich bei Twitter angemeldet hast – hast du das Kleingedruckte gelesen? Oder hast du die AGBs (“terms of service“) einfach durchgescrollt und bestätigt? Vermutlich eher Letzteres, so wie ich auch. Blöd, dass du damit einen wesentlichen Punkt übersprungen hast:

“We reserve the right at all times (but will not have an obligation) to remove or refuse to distribute any Content on the Services and to terminate users or reclaim usernames.”

Und was du ebenfalls nicht gesehen hast, ist dieser Teil von Twitters Richtlinie zum Markenrecht (Okay, kein Teil der AGBs, aber trotzdem wichtig):

“Konten, die mit dem Vorsatz eingerichtet wurden, andere Benutzer zu verwirren oder zu täuschen, werden sofort gesperrt; Versuche, andere Benutzer irrezuführen gelten als geschäftlicher Identitätsbetrug.”

Somit wurden du, ich und die große Mehrheit der Twitterwelt letzten Freitag ziemlich unsanft geweckt, als Twitter den Benutzernamen @girlgeeks “einkassierte”, um ihn einem Unternehmen mit Markenrechtsansprüchen auszuhändigen. Dass es für ein Freiwilligen-Projekt wie Girl Geeks Scotland problematisch ist, wenn ein wichtiger Kommunikationskanal überraschend ausfällt, kann man sich vorstellen. Und dass bei dieser David-gegen-Goliath-Geschichte auch der unvermeidliche digitale Mob parat steht auch. Letztendlich wurde sich wohl durch den öffentlichen Druck vernünftig geeinigt. (Interview mit der GGS-Gründerin Morna Simpson)
So weit, so gut.

Was aber, wenn nächstes Mal keine 10-köpfige Beratungsfirma, sondern vielleicht ein mittelständisches Unternehmen beteiligt ist? Und die dann vielleicht nicht so schnell einknicken? Dann kann die selbsterkorene Web2.0-Lynchjustiz wieder kräftig zupacken und versuchen ein hausgemachtes Problem im Nachhinein gerade zu prügelnbiegen. Momentan hat der große Microbloggingdienst noch das Image der Offenheit und Freiheit, schwimmt auf der politischen Erfolgswelle des nahen Ostens mit und profitiert von seiner riesigen Userzahl (190 Mio. / Stand 06/2010). Und genau diese User haben sich alle damit einverstanden erklärt, nach den oben genannten Regeln zu spielen. Entscheidend ist jedoch, dass Twitter mit den diversen Fehltritten der letzten Zeit aufzeigt, wessen Geistes Kind es ist und damit kaum besser als das viel gescholtene Facebook.

Vom Markenrecht kann man halten, was man will. Fakt ist, dass es nun mal gilt. Es braucht sich also niemand darüber (Was man auf politischer Ebene damit anstellt, ist eine andere Frage.) Aber welches Fazit ziehen wir (ja, du und ich!) aus der Geschichte?
Eigentlich ein ganz simples:
Weiterdenken. Über ein offenes, unabhängiges und dezentrales Internet mit einer Vielzahl an Diensten.
Und genau da gilt es für status.net und andere wirklich freie Dienst anzusetzen! Aber das nur so nebenbei…

(logo girlgeekscotland)

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