In den letzten Monaten war ich sehr mit der Free Your Android Kampagne beschäftigt. Sie hat überraschend starken Widerhall in den Medien gefunden. Unter anderem bin ich von der TAZ interviewt worden. Da das Interview gekürzt abgedruckt wurde, veröffentliche ich hier mal den fehlenden Teil, der sich unmittelbar am Ende anschließt:
Bei Android nehmen Netzbetreiber eine wichtige Rolle ein – diesen erlaubt Google beispielsweise, bestimmte Anwendungen zu sperren oder Standardprogramme vorzuinstallieren, die man nicht so leicht los wird. Spielt hier auch die Frage der Netzneutralität hinein?
Auch wenn direkte Eingriffe in den Datenverkehr einen schwerwiegenderen Verstoß darstellen, so verletzt ein Netzbetreiber in gewisser Weise auch die Netzneutralität, wenn er vorschreibt mit welchen Endgeräten man sein Netz benutzen und welche Software darauf laufen darf. Als Anbieter von mobilem Internet haben die Netzbetreiber einen Interessenkonflikt. Einerseits wollen sie Internetflatrates verkaufen, aber andererseits auch Geld mit SMS und Telefonaten verdienen. Beides geht über das Internet aber sehr viel billiger.Zu Beginn des Breitband-Internets durfte man z.B. seinen Anschluss nur mit einem Computer nutzen. Die Provider mussten bald einsehen, dass diese Einschränkung nicht haltbar war. Auf eine ähnliche Einsicht der Mobilfunkprovider warten wir leider immer noch. Bis dahin müssen die Anwender von unerwünschten Programmen mit der Gefahr leben, dass ihnen ihr Vertrag gekündigt wird.
Es gab bereits Versuche, offene Mobilfunkbetriebssysteme zu etablieren. Bislang sind diese gescheitert. Wird dieser Ansatz eine Nische bleiben, ähnlich wie Linux bislang noch immer im Vergleich zu Windows deutlich
zurückliegt?
Zuerst muss man feststellen, dass Betriebsysteme auf Basis von Linux in vielen Bereichen keine Nische sind. Die meisten Internet-Server laufen mit GNU/Linux und auch die Zahl der PC-Nutzer von GNU/Linux Varianten steigt immer weiter an. Außerdem darf man nicht vergessen, dass Android weitgehend Freie Software ist und ebenfalls Linux enthält. Es ist das am häufigsten verwendete Smartphone-System. So gesehen ist das ein großer Sieg für die Freiheit der Nutzer. Wir arbeiten daran, eine vollständig freie Variante von Android inklusive der wichtigsten Apps
anzubieten, um auch noch die letzten Probleme zu beheben und den Nutzern die volle Kontrolle über ihre Geräte zu geben.
Wir danken für das Gespräch.
Außerdem planen wir Phone Liberation Workshops, um Leuten zu Helfen, mehr Freie Software auf ihren Telefonen zu installieren und das Wissen darüber auf mehrere Personen zu verteilen. Einen ersten Workshop habe ich in Bielefeld beim FoeBuD gemacht.