Am 15. März fand nach einer etwas längeren Unterbrechnung wieder ein Treffen der FSFE-Gruppe Franken statt und zwar im K4CG in Nürnberg. Christian und ich hatten uns überlegt, dass wir abwechselnd ein Arbeitstreffen und ein soziales Treffen machen sollten, so dass wir auch Ziele stecken und erreichen können. Dieses Treffen war nach unserem Plan ein Arbeitstreffen.
Da wir erst noch gemeinsam etwas essen wollten, kam der soziale Teil dann doch zuerst und wir sprachen über verschiedene Themen. Aber es war auch nicht so gedacht, dass die Arbeitstreffen keine soziale Komponente haben sollten oder bei den sozialen Treffen nichts gearbeitet werden darf. Es ging ja nur darum, was im Vordergrund stehen sollte. Es wurde der Wunsch geäußert, mehr technische Themen zu behandeln um mehr Menschen anzuziehen. Das Problem dabei ist, dass man dann ein ähnliches Publikum wie Hackerspaces anzieht und nicht die breite Allgemeinheit, die wir gerne hätten. Außerdem ist Freie Software ein größeres Thema als nur der technische Teil. Ich denke wir sollten auf solche Wünsche aber eingehen, damit wir möglichst viele verschiedene Interessen abdecken können.
Außerdem kam die Frage auf, wie man damit umgeht, wenn nicht-technikaffine Menschen Bedenken zwecks Freiheit und Privatsphäre wegwischen oder ignorieren. Am besten erscheint eine anhaltende, aber höfliche Konfrontation mit dem Thema, denn steter Tropfen höhlt den Stein. Eine andere Möglichkeit wäre, Termine zu verpassen wenn diese Beispielsweise nur über Facebook angekündigt werden. Dies könnte einen Lerneffekt erzeugen und am Ende zur Nutzung einer besseren Lösung führen.
Ein weiteres Thema waren freie Messenger. Der relativ junge Messenger Matrix wurde genannt und wurde dafür kritisiert das Rad zumindest teilweise neu zu erfinden, aber auch dafür gelobt, bestehende Protokolle zu integrieren. So könnte sich Matrix eventuell wirklich eine Brücke zwischen verschiedenen Welten schlagen. GNU Ring wurde auch genannt als Alternative zu JitsiMeet und natürlich zu unfreien Messengern mit Videotelefonie. Bisher nutzen die meisten Teilnehmer XMPP und die meisten haben damit keine Probleme. Vor allem Conversations wurde hier als sehr positives Beispiel genannt, weil dieser Messenger vieles ohne große Konfiguration richtig, d.h. so wie erwartet macht. Rocketchat wurde genannt als Beispiel für Software, die etwas ersetzt, was gut funktioniert, weil es Slack imitiert, was widerum eine unfreie Imitation von IRC ist. IRC funktioniert aber nach wie vor und ist mit einer Vielzahl an Clients zugänglich.
Anschließend kamen wir zu unserem ersten Arbeitspunkt, der Diagnose unserer Mailingliste. Wir hatten immer wieder Schwierigkeiten damit, dass Mails gefiltert wurden und wir nicht feststellen konnten, woran das liegt. Diese Mails wurden auch nicht einfach in die Moderationsqueue geschoben, sondern gelöscht und dem Listen-Admin zugeschickt. Nach einigen Test-Mails (die Zustellung wurde dafür vorübergehend auf die Teilnehmer des Treffens beschränkt) konnten wir das Problem identifizieren: Bei zugelassenen MIME-Types fehlten multipart/signed und application/pgp-signature. Letzteres hätte auch weggelassen werden können, aber filtert man den ersten Teil weg, bleibt eine leere Nachricht, die Mailman dann verwirft. Da einige Kommunikationspartner ihre Mails signieren möchten, wurde auch das direkte Zustellen von Anhängen erlaubt. Ein Teilnehmer signiert öffentlich verfügbare Mails nicht, um die Schlüsselzuordnung im Zweifelsfall abstreiten zu können, aber da die Mehrheit der Meinung war, dass signierte, unverschlüsselte Mails sinnvoll sind, wurde dies ermöglicht. Der Footer, den Mailman einfügt, wird aber die Prüfung der Signatur fehlschlagen lassen. Eventuell schalten wir den Footer auch noch aus.
Danach legten wir unsere Ziele für dieses Jahr fest. Dies war der zweite wichtige Arbeitspunkt für dieses Treffen. Bisher haben wir uns einfach überlegt, was wir als Gruppe unternehmen könnten und haben das irgendwann auch getan. Um das ganze aber etwas strukturierter zu gestalten und nicht eher zufällig Aktivitäten auszuwählen, stand am Anfang die Frage danach, was wir erreichen möchten. Die Antwort hierauf war, dass einige Teilnehmer durchaus mit einer reinen Diskussionsveranstaltung zufrieden sind, andere aber die breitere Öffentlichkeit auf Freie Software aufmerksam machen möchte. In einem zweiten Schritt konnten wir dann Aktivitäten auswählen, die uns diesem Ziel näherbringen. Ein Punkt, ist, dass wir gerne einen Vortrag/Workshop an der Technischen Hochschule Nürnberg halten möchten. Es gibt dort eine “Arbeitsgruppe Open Source”, aber es werden offenbar zur Zeit auch die Computerräume auf Windows umgestellt. Wir möchten uns mit den Studenten unterhalten und Sie über Freie Software informieren. Außerdem möchten wir dieses Jahr wieder gerne einen Stand zum Software Freedom Day organisieren. Der letzte Stand in Bamberg verlief recht erfolgreich und wir möchten daran, wahrscheinlich in Nürnberg anknüpfen. Als letzte Aktivität kam wieder ein Pecha-Kucha-Vortrag auf. Hier haben wir ein interessantes Publikum und es gibt in der Gegend einige Veranstaltungen in diesem Format. Beim nächsten Arbeitstreffen möchten wir dazu Folien entwickeln und werden vorab einzeln schon einmal Ideen sammeln.
Vor unserem letzten größeren Arbeitsthema, der Terminfestlegung für das aktuelle Jahr, kamen ein paar interessante technische Themen auf. Wir sprachen über Hardware, mit der man GPG-Verschlüsselung durchführen kann, d.h. Hardware, auf der man in Software eine Smartcard abbildet. Dies hat den Vorteil, dass man nicht auf die unfreien Teile echter Smartcards angewiesen ist und den Verschlüsselungscode überprüfen kann. Der Nitrokey ist bereits ein solches Design, aber es kam die Idee auf, hier potentere Hardware zu verwenden, die sich weiterhin über USB mit Strom versorgen lässt, die aber größere Schlüsselgrößen ermöglicht. Durch die Speicherung des Schlüsselmaterials in der CPU selbst kann hier ein ähnliches Sicherheitsniveau wie bei Smartcards erreicht werden, zumindest sofern der Autor das richtig verstanden hat.
Ein anderes Thema waren die spannenden Entwicklungen rund um RISC V, einer freien Architektur, an der aktuell sehr großes Interesse besteht, das sie sehr effizient ist und auch die dahinterstehende Stiftung viele wichtige Mitglieder der Branche hat. Außerdem sprachen wir auch noch über die Möglichkeit mit Freier Software, Android-Apps zu entwickeln. Leider gab es hier außer des veralteten Replicant-SDKs keine gute Möglichkeit an Googles EULA vorbeizukommen. Hier besteht also noch Entwicklungsbedarf.
Zu guter letzt legten wir die Termine für dieses Jahr fest. Es gab Anfragen, nicht immer Wochenendtermine zu nehmen und für einige (potentielle) Teilnehmer sind auch Termine tagsüber besser unterzubringen. Auch die veränderte Ortsverteilung musste berücksichtigt werden. Inzwischen sind alle regelmäßigen Teilnehmer aus Nürnberg, aber es gibt immer noch Menschen, die uns gerne in Bamberg besuchen. Deswegen haben wir uns jetzt auf eine Dreierrotation geeinigt, d.h. wir treffen uns zweimal in Nürnberg, einmal in Bamberg. Dadurch sind auch die Arbeitstreffen gut verteilt und wir haben die Flexibilität, auch einen anderen Ort aufzunehmen, wenn dort Interesse besteht. Die genauen Termine gibt es im FSFE-Wiki, aber wir haben dieses mal bunt gemischt, sowohl was Wochentage betrifft, als auch die Tageszeit. Mal sehen, wie das Besucheraufkommen dann wird.
Das nächste Treffen findet am 25. April 2017 ab 19:00 Uhr im K4CG statt und ist dann ein Treffen mit Vortrag oder Video am Anfang.