Am 8. Juli fuhr eine vierköpfige Delegation unserer Fellowship-Gruppe Franken nach Frankfurt, um dort die Vortäge von Richard Stallman zu besuchen. Als wir dann am Gallus-Theater für den ersten Vortrag zum Thema “Free Software and Your Freedom” ankamen, dachten wir schon, wir könnten den Vortrag eventuell nicht besuchen, weil es vom Theater aus noch eine Registrierung gab, von der die Free Software Foundation auf Ihrer Seite nichts erwähnt hatte (dort gab es nur einen Hinweis auf eine freiwillige Registrierung). Ohne Karten mussten wir erst einmal alle Leute vorlassen, die sich vorher für Karten angemeldet hatten. Am Ende stellte sich aber heraus, dass das Theater in weiser Voraussicht die Hälfte der Bühne ab- und viele zusätzliche Stühle aufgebaut hatte. Somit war auch für uns genug Platz und wir konnten den sehr guten Vortrag hören.
Ein Angestellter des Gallus-Theaters stellte RMS kurz vor und zeigte dabei ein gutes Verständnis von Freier Software, was ja leider oft nicht so ist bei Menschen, die solche Vorträge ankündigen. Auch ansonsten erzählte er einige Dinge über das Gallus-Theater, die uns beeindruckten. So wird dort Freifunk betrieben und die Beleuchtung wurde auf umweltfreundliche LEDs umgestellt. Der Vortrag selbst war spannend und ich hatte den Eindruck, dass einige von uns ein paar neue Einsichten gewinnen konnten.
Am Ende des Vortrags hatte natürlich auch Richard Stallmans Alter Ego, “St. Ignucius” wieder seinen Auftritt und sorge allseits für Erheiterung. Bei der Versteigerung des “adorable, adorable gnu” war ich dieses Mal gut vorbereitet, hatte etwas Bargeld dabei und konnte mich erfolgreich gegen die Mitbieter durchsetzen.
Am Ende war ich so aufgeregt als ich auf die Bühne gebeten wurde, dass ich die Treppe übersah und beim Versuch, direkt auf die Bühne zu steigen, hinfiel. RMS erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden, aber dank des leicht abgeschürften Schienbeins kann ich jetzt immerhin sagen, dass ich auch körperliche Opfer für Freie Software erbringe.
Im Anschluss an die Frage- und Antwortsitzung ließ ich mir noch mein komplett freies Thinkpad X200 signieren und habe jetzt ein tolles Andenken. Leider funktionierte der Stift fürs Unterschreiben des Gnus, den RMS mitgebracht hatte nicht mehr und ich machte mit ihm ab, beim nächsten Vortrag einen Stift für ihn mitzubringen, damit er meins und die anderen Gnus unterschreiben kann.
Nach der Veranstaltung gingen wir mit Guido von der Fellowship-Gruppe Rhein-Main noch etwas trinken und diskutierten über Freie Software. Unser Versuch, den Tag mit einem Getränk nach Wahl zu beenden wäre fast daran gescheitert, dass es in Frankfurt kaum Kneipen zu geben scheint, die nach 22 Uhr noch geöffnet sind. Wir zogen durch die halbe Stadt und blieben schließlich bei einem mexikanischen Lokal hängen, aber da war es dann schon so spät, dass wir nicht mehr lang blieben.
Am nächsten Tag ging es schon wieder bald los, weil die meisten Mitfahrer aus ihrer Unterkunft auschecken mussten. Also diskutierten wir beim Frühstück, beim Kauf eines wichtigen Stiftes (siehe oben) und bei weiteren Getränken über Freie Software und Freiheit in der Gesellschaft allgemein. Vor und nach dem Vortrag durften wir am Stand der FSFE etwas mithelfen, um in dem Bereich auch Erfahrung zu sammeln. Ich hatte sehr viel Spaß dabei, Fragen zu beantworten und Informationsmaterial zu verteilen. Bei der Gelegenheit konnte ich auch Guidos Frau und Kinder kennenlernen. Seine Kinder waren sehr begeistert von meinem “adorable, adorable gnu” und hätten es am liebsten mitgenommen, damit es dem “adorable, adorable gnu”, das sie bereits haben, Gesellschaft leisten kann. Aber natürlich geht das nicht, denn das Gnu hatte sich schon total an mich gewöhnt, aber natürlich durften sie es auch streicheln, denn darüber freut sich jedes Gnu.
Anschließend ging es für die meisten von uns wieder zurück, aber ich blieb noch eine Nacht in Frankfurt, weil ich am nächsten Tag nach Karlsruhe zum Vortrag “A Free Digital Society” weiterfuhr. Auch dieser Vortrag war sehr interessant und ich denke, dass die Studentenschaft an der Uni Karlsruhe sicher einige neue Ideen zum Nachdenken finden konnte. Auf jeden Fall war der Raum gepackt voll und die FSF- und GNU-Sticker, die RMS mitbrachte, gingen weg wie nichts.
Es war toll, wieder einmal Vorträge von RMS zu hören, weil das immer wieder Energie gibt, für Freie Software weiterzukämpfen. Aber es war auch klasse, ein paar Unterstützer Freier Software kennenzulernen und zum ersten Mal an einem Stand mitzuarbeiten. Wir hoffen, dass wir das bei Gelegenheit wiederholen können.
Das Thinkpad ist übrigens nach einer Sprühaktion um die Unterschrift zu fixieren wieder mein täglicher Begleiter im Zug und das Gnu grast auf meinem Schreibtisch auf der Arbeit und unterstützt so den Lego-Pinguin meines Kollegen, denn wie jeder weiß, kann ein Pinguin nur schlecht ohne ein Gnu auskommen.