Dieses Wochenende war das Highlight eigentlich nur der Montag.
Dieser war der letzte Montag im August und ein Feiertag…also zumindest Arbeitsfrei. Dieser „Feiertag“ hat mal nichts mit irgendeiner Schlacht zu tun, sondern soll Familien nochmal ein langes Wochenende bieten, bevor die kleinen wieder in die Schule müssen. An diesem Tag haben wir eine sogenannte Black-Taxi-Tour gemacht.
Man setzt sich in ein Taxi und lässt sich umherfahren. An besonderen Punkten steigt man dann aus und der Fahrer erzählt einem ein wenig über die Sehenswürdigkeit. So haben wir uns z.B. die sog. „Peace-Wall“ angesehen. Das ist eine sechs Meter hohe Mauer (eher Zaun) die die katholische „False Road“ und presbyterianische „Shankill Road“ voneinander trennen. Mehr nicht. Ein Zaun. Zwei Straßen. Scheint übertrieben? Ja, aber das ist wohl nötig. Der Fahrer meinte, dass man selbst heutzutage nicht als gemischtes Paar (Presbytanisch und Katholisch) in diesen Straßen leben könnte. Die beiden Straßen scheinen quasi der Ursprung allen Übels zu sein. Hier sind die Troubles in den Köpfen und Herzen der Menschen noch voll im Gange und das „Good Friday Agrement“ (der Waffenstillstand zwischen allen Parteien beschlossen am Karfreitag 1998) hat nicht stattgefunden.
Danach habe ich mir dann mit einem Freund „Lucy“ angeguckt.
Wann immer ich mir Filme angucke, habe ich auf einer Seite meinen rationalen Skeptiker, der mir sagt, dass das im wahren Leben so nicht gehen würde. Auf der anderen Seite habe ich das kleine Kind in mir, was mich an die Fantasie-Welten meiner Kindheit erinnert und dem Skeptiker sagt, dass er ruhig sein soll, sich zurücklehnen soll und den Film einfach genießen soll.
Kurze Zusammenfassung: Lucy (Scarlett Johansson) platzt ein Beutel mit Drogen in der Bauchhöhle und sie bekommt dadurch übermenschliche Kräfte. Ihr Reaktionsvermögen wird gestärkt, sie kann Sprachen schneller lernen usw. usw.; quasi Ritalin gemixt mit Steroiden.
Der beste Film den ich bisher in Belfast geguckt habe …
… war „Captain America und der Wintersoleier“. Dort spielt Scarlett Johansson Natascha Romanoff aka „Black Widow“ und es handelt sich bei dem Film um einen Avengers-Film.
Die „Avengers“ sind eine Comic-Reihe aus dem Marvel-Universum. Wie das für Comic-Adaptionen nun mal üblich ist, sind die Filme nicht realitätsnah. Ich meine, nehmen wir nur mal „Steve Rogers“ aka „Captain America“. Steve Rogers war eigentlich total untauglich für den Wehrdienst (klein,schwach, keine Ausdauer etc. ) und wurde dann mit dem „Super-Soldat-Serum“ geimpft und war dann drei Köpfe größer als vorher, stark wie zwei Männer zusammen, durchtrainiert, athletisch usw. usw. Damit konnte er dann im Alleingang die Nazis besiegen und wurde dann 90 Jahre eingefroren und für das Avengers-Projekt wieder zum Leben erweckt. Würde das im richtigen Leben funktionieren? Ich denke nicht. Ist das schlimm, dass der Film es so darstellt? Ich denke nicht, denn wenn ich den kleinen Skeptiker in mir ausschalte, dann gibt mir der Film eine Erklärung für die Sachen, die mich zufriedenstellt. Er gibt mir das Gefühl, dass das wirklich so sein könnte. Mit meinem Bild von „Black Widow“ ging ich also in Lucy…
Nach 10 Minuten meldete sich der Skeptiker in mir.
Skeptiker: „Der große Experte für Evolutionsbiologie hat grad gesagt, dass der Delphin sein Sonar-System hat, weil er 20% seiner Gehirn-Kapazität nutzen kann. Das stimmt doch so nicht, der Delphin hat doch auch physiologische Voraussetzungen. Die spielen da doch auch eine Rolle…“
Kleiner Max: „Ach jetzt komm schon! Du hast viel Geld bezahlt, um das zu gucken und du hast dich auf den Film gefreut. Genies es einfach!“
Nach weiteren 5 Minuten meldet sich der Skeptiker wieder.
Skeptiker: „In ihrer Bauchhöhle ist grad ein Beutel mit einer Amphetamin-ähnlichen Substanz aufgeplatzt. Entweder hat sie nun eine Überdosis oder sie hätte einen anaphylaktischen Schock durch die internen Blutungen…“
Kleiner Max: „Auch jetzt komm schon! Du hast viel Geld bezahlt, um das zu gucken und du hast dich auf den Film gefreut. Genies es einfach!“
Nach weiteren 10 Minuten meldet sich der Skeptiker abermals.
Skeptiker: „Der Evolutionsbiologe hat grade gesagt, dass wenn wir 30% unseres Gehirns nutzen könnten, könnten wir Menschen beeinflussen… ich glaube nicht, dass das so funktioniert…“
Kleiner Max: „Auch jetzt komm schon! Du hast viel Geld bezahlt, um das zu gucken und du hast dich auf den Film gefreut. Genies es einfach!“ (…)
Ich will nicht zu viel verraten aus dem Film… sagen wir einfach, dass auch irgendwann (so nach 50 Minuten) der „kleine Max“ einfach keine Lust mehr hatte.
Skeptiker: „Nope. Das. Geht. Nicht.“
Kleiner Max: „Jep, das geht nicht. Ich habe mit sechs Jahren plausiblere Sachen in meiner Fantasie gesponnen…“
Ich will nicht sagen, dass der Film prinzipiell schlecht war, aber meinen Erwartungen hat er nicht entsprochen. Die drei Namen mit denen der Film beworben wurde waren:
– Scarlett Johansson (kannte ich als Black Widow)
– Morgan Freeman (kannte ich aus Christopher Nolan’s Batman Trilogie)
– Choi Min-Sik (kannte ich auch bereits aus „Old Boy“, dem bisher besten Film aus Korea, den ich gesehen habe… nicht, dass ich viele gesehen habe…aber trotzdem guter Film.)
Was haben diese Filme gemeinsam? Wenn ich will, dann kann ich mir ohne große Probleme einreden, dass sie realistisch sind. Außerdem sind das bekannte Namen. Meiner Meinung nach hatte der Film eher was von einem B-Movie, aber nicht von einer Hollywood-Produktion, in dem Weltstars mitspielen.
Die letzten Tage brechen jetzt an und ich werde mich mal an einen Eintrag über meine eigentliche Arbeit machen…
Bis dahin; Cheers and Cheerio!