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Ethisches Investment | Die GLS Bank | Esoterik in der Öko- und Hippiebewegung

Schon länger habe ich mit dem Gedanken gespielt, zu einer »ethischen« Bank (auch »grüne« Bank genannt) zu wechseln. Denn zum einen ist mir nicht erst seit der Finanz- und Bankenkrise das »grenzenlose Gezocke« auf den weltweiten Finanzmärkten (oft mit Geld, das noch nicht existiert und im ungünstigsten Fall auch nie existieren wird) sowie überhaupt der Ansatz unheimlich, aus Geld mehr Geld zu erzeugen, ohne dabei einen sinnvollen Mehrwert in irgendeiner Form zu erbringen. Zum anderen finde ich unabhängig davon auch einfach den Gedanken sehr angenehm, dass mein Geld nicht in Unternehmen investiert wird, die Waffen herstellen und/oder sie möglicherweise an dubiose Abnehmer verkaufen, die Leute unter menschenrechtswidrigen Umständen arbeiten lassen oder die in irgendeinem Land der Welt der Natur oder unserer Umwelt massiven Schaden zufügen. Welche bedenklichen Blüten eine rein gewinnorientierte Geldanlage treiben kann, ist sehr gut am Beispiel der vom Ansatz her ja wohltätigen Bill & Melinda Gates Foundation zu erkennen.

Die Gelegenheit zu einem Bankwechsel ergab sich gerade; und weil ich vermute, dass vielleicht meine Recherche dazu den einen oder die andere ebenfalls interessieren könnte, möchte ich hier kurz ausbreiten, wie ich zu meiner Entscheidung für die GLS Bank gekommen bin.

Nachhaltige Banken gibt es inzwischen einige. Als die älteste ihres Metiers in Deutschland ist mir sofort die »Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken« mit ihrem radikal-transparenten Anspruch sympathisch aufgefallen. Um genau zu sein bin ich über die GLS Bank überhaupt erst auf das Konzept des ethischen Investments aufmerksam geworden. Als ich dann aber erfahren habe, dass die GLS Gemeinschaftsbank aus dem anthroposophischen Milieu stammt, war ich zugegebenermaßen schon sehr abgeschreckt. Diese abschreckende Wirkung entsteht für mich aber nicht automatisch dadurch (wie das vielleicht bei manch anderen der Fall ist), dass Anthroposophen als »alternativ« öder »öko« gelten. Grundsätzlich finde ich ja solche verrückten Öko-Hippie-Geeks, die sich für Dinge wie Menschenrechte, Fair Trade, biologische Landwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz, Ökostrom, Vegetarismus, Tierschutz, soziale Gerechtigkeit, »sanfte Mobilität«, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Kunst- und Kulturförderung, Bildung, Datenschutz, Bürgerrechte, Kryptografie oder freie Software einsetzen, sehr sympathisch und unterstützenswert. Ich vermute, es teilen auch viele Anthroposophen einige oder sogar viele dieser Ziele und Ideale (um nicht zu sagen »Werte« :)).

Bedauerlicherweise gibt es im Öko- und Hippie-Milieu aber auch Strömungen, die eine starke Tendenz zur Esoterik aufweisen — unter anderem eben die (wohlgemerkt aber recht heterogene) anthroposophische Bewegung: Der Begründer und nach wie vor maßgebliche geistige Vater der heutigen Anthroposophie, Rudolf Steiner, war wahrscheinlich eine interessante Persönlichkeit. Leider ist er aber spätestens nach seinem geistigen Wandel um 1900 eindeutig als Esoteriker einzuordnen. Viele seiner esoterischen Überzeugungen sind heute nach wie vor für die Anthroposophie prägend, z.B. für die anthroposophische Medizin oder die biologisch-dynamische Landwirtschaft.

Solange metaphysische Überzeugungen dazu dienen, das individuelle innere Erleben eines Menschen zu erklären und zu handhaben, habe ich damit gar nicht mal ein Problem. Das subjektive Erleben und Empfinden eines Menschen — was Liebe, Ästhetik oder Kunst ausmachen — lässt sich ohnehin wohl kaum (vollständig) rational ergründen. Problematisch wird es für mich ab dem Punkt, an dem eine esoterische Ideologie dezidiert wissenschaftsfeindliche und anti-aufklärerische Positionen enthält und dogmatische metaphysische Erklärungen (die eben gerade keine falsifizierbaren wissenschaftlichen Theorien sind) für Bereiche des Lebens und der Welt liefert, die wissenschaftlich sehr gut ergründet sind. Das Paradbeispiel für eine solche Pseudotheorie ist wohl der Kreationismus. Esoteriker tendieren zudem leider gerne zu konspirationistischem Denken.

Somit halte ich es da lieber wie Seymour Papert (womit nicht verneint sein soll, dass auch die Steigerung der emotionalen, psychischen und geistigen Reife und Ausgeglichenheit eine solche »essential contribution« wäre):

Aus folgenden Gründen habe ich mich dennoch für die GLS Bank entschieden:

  • Die GLS Bank versteht sich selbst nicht (mehr) als explizit anthroposophische Institution. Sie verleugnet nicht ihren Ursprung, hat sich aber inzwischen deutlich erweitert — Pressesprecher Christoph Lützel im Interview mit dem Deutschlandfunk:

    Wir haben 2003 die Ökobank übernommen. Die Ökobank war ja sehr alternativ, ökologisch und auch links politisch gesehen ausgerichtet, hatte mit Anthroposophie auch nichts zu tun. Wir haben jetzt in München mit der Integra-Bank eine katholische kleine Kirchen-Bank aufgekauft. Also wir haben ein ganz breites Spektrum.

    Mit dem Verein Mehr Demokratie e.V. hat die GLS Bank sogar ein Initiative gefördert, die angeblich bei einigen Anthroposophen auf nicht besonders positive Resonanz stößt.

  • Bei den von der GLS-Bank geförderten Projekten ist der anthroposophische Einschlag wohl am stärksten im Bereich Bildung sowie ökologischer (bzw. eben biologisch-dynamischer) Landwirtschaftzu erkennen.Zu Waldorfschulen habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Ich kenne Menschen, die auf einer Waldorfschule waren und sehr darunter zu leiden hatten, dass ihre intellektuellen Fähigkeiten aus Ideologiegründen von ihrer Waldorfschule nicht (ausreichend) gefördert wurden. Außerdem möchte ich den Vorwurf in den Raum stellen, dass in Waldorfschulen verstärkt eine mehr oder weniger latente Mathematik- und Naturwissenschaftsfeindlichkeit anzutreffen ist. Auf der anderen Seite weiß ich von Menschen, die in irgendeiner Art und Weise »besonders« oder »anders« sind und die von ihrer Waldorfschule einen Entfaltungsraum bekommen haben, den ihnen eine staatliche Schule (und auch manch andere private/freie Schule) nie hätte bieten können.

    Grundsätzlich finde ich reformpädagogische Ansätze wie zum Beispiel von Summerhill sowie allgemein die Idee freier Schulen — nun ja — mindestens interessant. ;). Die GLS Bank fördert nicht nur Waldorfschulen, sondern mittlerweile auch auch andere freie Schulen wie zum Beispiel Montessori-Schulen oder die TING-Schule.

  • Die auf Basis der biologisch-dynamischen Landwirtschaft erzeugten Demeter-Produkte genießen auch außerhalb anthroposophischer Kreise einen Ruf als sehr gute Bioprodukte. Die Richtlinien des Demeter-Bundes erfüllen alle Richtlinien der EG-Öko-Verordnung und gehen sogar über diese hinaus. Dass dabei zusätzlich auch auf kosmische Kräfte Acht gegeben und der Mond angebetet wird :P, muss einen als toleranten Menschen ja nicht unbedingt stören.
  • Sehr gefährliche Einflüsse kann Esoterik im medizinischen Bereich haben; insbesondere, wenn Menschen zu pseudowissenschaftlichen Heilmethoden wie Homöopathie oder anthroposophischer »Medizin« gebracht werden, die sich darüber nicht vollkommen im Klaren sein können, welche Art der Behandlung sie da erhalten, und denen im Zuge dessen eine richtige Behandlung verwehrt bleibt.Zwar tauchen Homöopathie und die anthroposophische Medizin mit als Positivkriterium in den Anlagekriterien der GLS Bank auf. Eine übermäßige Förderung esoterischer Medizin ist für mich aus der Liste der von der Gemeinschaftsbank im Bereich Gesundheit geförderten Projekte aber nicht erkennbar.
  • Als Kunde der Gemeinschaftsbank kann man selbst bestimmen, in welcher Sparte das eigene Geld investiert wird. Im Besonderen das Segment »Regenerative Energien« scheint mir frei von einem gezielt anthroposophischen Einschlag zu sein.
  • Die GLS Bank hat nicht-anthroposophische Projekte unterstützt, die ich persönlich gut kenne und sehr gut finde und die von einer konventionellen Bank vermutlich keinen Kredit bekommen hätten — wie zum Beispiel die LadenCafé aha GmbH oder das Weltcafé Dresden.
  • Zwar finde ich den strukturellen Ansatz der KD-Bank mit ihrem Nachhaltigkeitsfilter ebenfalls sehr überzeugend, in Sachen Transparenz ist die GLS Bank aber wirklich beispiellos: Die GLS Bank hat nicht nur Ausschlusskriterien für das gesamte Bankgeschäft. Jeder nicht an eine Privatperson vergebene Kredit ist akribisch im Bankspiegel für jeden einsehbar dokumentiert. Auch die Anlagen des Vermögens der Bank, die keine Kredite sind — z.B. börsennotierte Wertpapiere, sind umfassed auf der Website der Bank dargelegt.
  • Ein ebenfalls sehr heißer Anwärter war die EthikBank aus Eisenberg. Insgesamt sind mir bei dieser die Analagekriterien aber noch ein kleines Bisschen zu lax. Zudem ist die EthikBank eine Zweigniederlassung der konventionellen Volksbank Eisenberg, worüber ich mir noch nicht genau im Klaren bin, wie das im Sinne des ethischen Bankings zu bewerten ist.
  • Die Umweltbank und die Triodos Bank, die auch einen sehr guten Eindruck machen, bieten leider kein Girokonto an.
  • Sowohl Attac als auch die Attac-nahe Bewegungsstiftung (unter deren Dach auch die sehr coole Stiftung bridge als Treuhandstiftung geführt wird) empfehlen die GLS Bank.
  • Im Aufsichtsrat der Bank sitzt der dm-Gründer Götz Werner, den ich für eine sehr faszinierende Persönlichkeit halte (übrigens auch ein bekennender Anthroposoph).
  • Die Gemeinschaftsbank existiert schon seit vielen Jahren. Außerdem sind alle bei ihr getätigten Anlagen vollständig über den Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken gesichert. Das sind insofern Vorteile, als es gerade im Spektrum der neuen ethischen Banken gerne immer wieder mal Scharlatane gibt.
  • Die Anthroposophen bauen extem coole Häuser *g* (Frank Gehry bezeichnet Steiner als eine bedeutsame Inspirationsquelle).
  • Leider engagiert sich die GLS Bank nicht im Bereich (digitale) Bürgerrechte: Datenschutz, Kryptographie, Anonymität, Open Access oder freie Software (als Positivkriterium wohlgemerkt — ein Ausschlusskriterium »proprietäre Software« wäre vermutlich selbst mir zu viel des Guten :)). Es gibt, soweit ich weiß, aber auch keine andere ethische Bank, bei der das der Fall ist. Hier besteht dringend Nachholbedarf! *hint hint* ;).

Sicher ist die GLS Gemeinschaftsbank nicht der eindeutig hervorstechende Sieger unter den ethischen Banken. Besonders die EthikBank und die KD-Bank finde ich von den nachhaltigen Banken, die ein Girokonto im Angebot haben, ebenfalls sehr überzeugend. Ich glaube aber mit der GLS Bank unter dem Strich eine gute Wahl getroffen zu haben. Falls das jemand anders sieht: Bitte immer nur heraus mit den Argumenten — ich lasse mich gerne vom Gegenteil bzw. einer anderen (noch) cooleren ethischen Bank überzeugen ;).